Das Gebäude besetzt den schmalen Streifen zwischen Kulturhaus und der Baumallee der Bergmannstraße. Es bildet einen dritten „Kopf“ zu den zwei Rathausfassaden und sorgt so für die der Nutzung entsprechenden Präsenz im angrenzenden Platz- und Straßenraum, ohne die bestehenden Wegverbindungen zu unterbrechen.
Das Gebäude ist einfach konzipiert: Ein zweigeschossiges Gebäude aus Holzfertigteilen wird um zwei, vom Boden abgehobene, Stahlrahmen ergänzt – Infobox und Dachraum. Eine textile Bespannung verbindet die Konstruktion zu einem Ganzen mit charakteristischer Form.
Präsenz
Die öffentlichen Flächen im Erdgeschoss sind zur Stadtstraße hin transparent, wodurch einerseits die Enge zum Kulturhaus entschärft und andererseits die Orientierung der Kunden erleichtert wird. Der Kunde hat keine Schwellen zu überwinden.
Das Gebäude soll die Neugier wecken, es soll einladen und informieren.
Dies geschieht über die abgehobene Infobox (den textil bespannten großen Stahlrahmen zur Stadtstraße) auf verschiedenen Ebenen. Ein „LED Board“ bietet die Möglichkeit den Straßenraum mit Veranstaltungsankündigungen oder touristische Informationen zu bespielen.
Nähert man sich dem Gebäude wird die Infobox zum Foyer und bietet dem „eintauchenden“ Fußgänger über eine akustische Bespielung weitere Informationen, während er die Flyer und Prospekte anschaut.
Der „Dachraum“ ist das Gesicht Richtung Oberdorf und bildet einen Aufenthaltsraum im Freien.
Struktur
Das größtenteils verglaste Front- und Backoffice wird über das Foyer erschlossen und verfügt über zwei ständige Schalterplätze in der Eingangsachse, einen flexiblen Schalterplatz und über einen weiteren Arbeitsplatz im Backoffice Bereich. Anschließend befindet sich ein geschlossener Bereich mit Treppe und Technikraum, Nebenräumen (Garderobe, Toilette, Teeküche) sowie ein Besprechungsraum welcher nach Osten geöffnet ist.
Über die Treppe erreicht man das Obergeschoß, welches drei Einzelbüros und ein größeres Büro mit drei Arbeitsplätzen beinhaltet. Hier erfolgt die Belichtung über ein südseitiges Fensterband. Die unterschiedlichen Öffentlichkeiten der Räume haben ihre Entsprechung an der Fassade.
Nutzung
An diesem Standort hat das Gebäude einen Nutzungshorizont von rund 10 Jahren, nach deren Ablauf das Kulturhaus als solches hinterfragt wird.
Nachhaltigkeit wird durch folgende Strategien erreicht:
Einfachheit und Leichtigkeit der Konstruktion, Modularität und Flexibilität der Struktur, Rückbaubarkeit und Wiederverwertbarkeit des Gebäudes an einem anderen Ort.
Dimension und Gestaltung des Baukörpers lassen vielfältige Nachnutzungen zu: Büro-, Gewerbe- oder Galerienutzung aber auch eine zukünftige Nutzung als Wohnhaus ist denkbar.
Konstruktion
Das Gebäude ist mittels einer Tiefgründung auf eine, in ungefähr 6m Tiefe gelegene, Kiesschicht gegründet. Vor Ort betonierte Stahlbetonvouten verbinden die Gründungspfähle und sind Auflager für die als Fertigteile angelieferte Bodenplatte.
Das Gebäude besteht aus 20 Wandfertigteilelementen, 8 Fensterrahmenelementen und 12 Deckenelementen welche vor Ort zusammengefügt werden. Die Oberflächen werden im Gebäudeinneren in Holz belassen. Die Modulbauweise bleibt ablesbar und ist Teil des Gebäudeästhetik.
Die Fußböden sind als mit Teppich belegte Doppelböden ausgeführt, welche sich durch Flexibilität für die derzeitige und zukünftige Nutzungen auszeichnen.
Das Dach ist als Flachdach mit einer Längsrinne konzipiert. Das Wasser wird über einen großen Speier ostseitig in eine Sickerschacht abgeleitet.
Die geplante Rückbaubarkeit hat sich in folgenden Konstruktionentscheidungen niedergeschlagen:
Sichtbare statische Verbindungen, kein unnötiges „Make Up“ wie Verkleidungen und Spachtelungen, Dampfsperre nur am Dach, gesamte Haustechnik im Doppelboden bzw. sichtbar verlegt. Bis auf die Gründung können alle Bauteile „mitgenommen“ und somit wiederverwendet werden.